Interview in VIRUS Magazine #103

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Hell yeah! Dpuble-paged interview in VIRUS Magazin

In der letzten Ausgabe haben wir „Return of the Starbeast“, das jüngste Album des ominösen schwedischen Duos Diamond Kobra, zum Monster of the Month der Musikveröffentlichungen gekürt. Grund genug, noch einmal nachzuhaken und mehr über die Band herauszufinden. Im Interview standen uns die beiden Musiker Bjørn B. Baconsson und Otto Løfgren Rede und Antwort ...

VIRUS:

Mit „Return of the Starbeast“ habt Ihr gerade Euer zweites Album veröffentlicht. Da Eure Musik ein eher ungewöhnliches Genre be-dient, dürfte es viele Musikinteressierte geben, die Euch noch gar nicht auf dem Schirm haben. Erzähl doch kurz mal, wie Ihr Euch zusammengefunden habt und was damals Eure Vision das Projekt betreffend war?

Otto:

Meine Vision war es, düstere, atmosphärische Filmmusik im Stil der 1980er Science-Fiction- und Action-Filme wie „Blade Runner“, „Total Recall“ und „Sie Leben“ live mit Hörspielelementen und Me-tal-Gitarren zu kreuzen, die catchy und abwechslungsreich sind. Unsere Alben sind Konzeptalben mit verschiedenen Genreele-menten – mal ist es eher Dark Synthwave, mal Synthie-Pop oder Progressive Rock/Metal. Wir sind uns irgendwann über den Weg gelaufen, tranken im Studio ein paar Bierchen und haben ange-fangen, die ersten Tracks zu bauen.

Bjørn:

Meine Vision war Filmmusik, die man im Auto hört, zu schaffen, die einen mitnimmt und mit dem Kopf nicken lässt. Konzeptalben mit viel Story, die ballern – Musik, in der man immer wieder etwas Neues findet, die aber auch tanzbar und fett ist. Fett ist wichtig.

VIRUS:

Ihr nennt Eure Musik High-Voltage Darksynth, gab es konkrete Vor-bilder, die Euch musikalisch inspiriert haben?

Bjørn:

Carpenter Brut was Drums und Melodien betrifft, immer brutal, brettig, zum Ausrasten. Vangelis was die Synths betrifft. Rival Sons, Jimi Hendrix, Den Sorte Skole, Muddy Waters, Coltrane und Miles schwingt bei mir immer mit, vor allem Miles Davis. Ich höre sonst keinen Metal, nur Stoner Rock, erst Otto hat mich auf den Trip gebracht, dieses Schwein.

Otto:

Haha, ja stimmt, ich bin der Metalhead bei uns, liebe aber auch die ganzen 80er Synthie- und AOR- Sachen … Yazoo, Heaven 17, Survivor, Asia, Journey usw. Dazu kommt dann noch The Prodigy, Junkie XL, Underworld gepaart mit Savatage, Metal Church und obendrauf noch Soundtracks von Filmen wie „Alien“, „Scarface“ und „Blade Runner“.

VIRUS:

Gibt es Lieblingsfilme aus den 1980er-Jahren, deren Soundtracks Euch besonders gut gefallen?

Otto:

Oh, die Liste ist endlos – mich haben die Soundtracks von „Black Rain“, „The Lost Boys“, „Nightmare on Elm Street“, „Rocky IV“, „Highlander“ und die „City Cobra“ schon als Kid in den 80ern to-tal gelflasht. Aber auch Pink Floyd, Alan Parson, die frühen Jean-Michel-Jarre-Sachen. Nicht zu vergessen die ersten „Star Wars“-Soundtracks … die Kombination aus Film und Musik fand ich schon immer speziell. Ich bin aber auch ein totaler Ennio-Morricone- und Italo-Western-Fan.

Bjørn:

Ja Mann, „Black Rain“ und „City Cobra“! „Blade Runner“ hat mich schon immer fasziniert. Filmisch wie musikalisch, diese Stim-mung, die von Ridley Scott und Vangelis aufgebaut wird, wie man davon hineingesaugt wird, Wahnsinn!

VIRUS:

Erzählt uns ein bisschen was zu den inhaltlichen Konzepten der beiden Alben. Während „The Arrival“ aus dem Jahre 2019 vom Co-ver her eher „Miami Vice“-Vibes offenbart, präsentiert das neuen Album „Return of the Starbeast“ futuristische Impressionen und lässt eine Handlungsmixtur aus „Blade Runner“ und „Die Klapper-schlange“ vermuten. Doch worum geht’s tatsächlich?

Bjørn:

Das Cover von „The Arrival“ ist eine gespeicherte und überzeichnete Erinnerung auf dem Holo-Ex unseres Helden Captain Quaid. Quaid muss sich auf dem Album zwischen zwei Frauen entschei-den, deshalb auch der Track „Between two Worlds“. Unser Prota-gonist ist mit Ginger zusammen, sie ist eine Navigatorin auf sei-nem Schiff, der Violet Vyper. Traci heuert auch als Navigatorin bei ihm an und sein Herz verläuft sich. Wir befinden uns in einer weit entfernten Zukunft und ich werde nicht verraten, wo diese ange-siedelt ist. Aber wir sind weit, weit weg von 2021. Es gibt einen Zusammenschluss zwischen Space-Raidern namens Diamond Kobra. Quaid und seine Crew von der Violet Vyper gehören auch dazu. Deshalb gibt es auch verschiedene Abenteuer, die auf dem Album vorkommen: Überfälle, Verfolgungsjagden und natürlich gibt es auch Sex. Zu dem Album gibt es acht Seiten vollgeschrieben mit Stories, Details und Personenbeschreibungen.

Auf „Return of the Starbeast“ legt sich Quaid mit Kronos an. Er ist Anführer einer rivalisierenden Gruppe namens Razor Hawkz. Quaid gewinnt in einem Pokerspiel gegen Kronos substantielle Mengen an Credits, beleidigt ihn natürlich und schläft mit der Gespielin von Kronos. Die Razor Hawkz locken unsere Crew in einen Hinterhalt, es wird blutig, aber die Violet Vyper kann entkom-men. Kronos, genannt King Vulture, misshandelt darauf Quaids Freundin Heather und tötet sie, wenn auch nicht absichtlich. Quaid wird wahnsinnig vor Rache und verfolgt Kronos und die Razor Hawkz durch das Universum. Beim Showdown werden die Hawkz vernichtet, aber Kronos kann schwer verletzt fliehen.

Es gibt eine Trilogie, die mit „Tower of Babelion“ beginnt, wenn Quaid mit Heather einen Club besucht in dem ein Swearing Contest stattfindet. Der Club ist bekannt für ausufern-de Schlägereien. Die findet auch statt, nachdem jemand Diamond Kobra als Diamond Klaus bezeichnet. Eine russische Fraktion von Diamond Kobra findet das nicht lustig und nimmt den Laden auseinander.

Quaid schnappt sich Heather und sucht sein Quartier mit ihr auf. Währenddessen auf „Brythonic Brawl“ die Schlägerei im Tower komplett ausartet, sind Heather und Quaid auf „Comatose Love“ heftig miteinander zugange – it’s comatose love. Inhaltlich steht das dritte Album bereits, wir erstellen jetzt die Musik daran entlang.

VIRUS:

Auf beiden Veröffentlichungen wirken diverse Gastmusiker von Bands wie Blind Guardian, Lucifer, The Hellacopters, Sanctuary, Arch Enemy und viele andere mit. Wie kam die Zusammenarbeit zustande und welche Freiheiten hatten die einzelnen Mitwirkenden?

Bjørn:

Wir lassen den Künstlern kompletten Freiraum und senden eine Skizze raus, zu der die Artists zocken können. Wir wollen ja deren Input und Kreativität und respektieren das. Ist vielleicht ein Grund, warum so viele und wirklich großartige Leute mit uns arbeiten – und wieder mit uns arbeiten wollen. Es gibt nur zwei Bedingungen: Der Track muss One-Take sein und der kommt auch so aufs Album, Punkt. Wir nehmen höchstens eine Passage eines Riffs heraus, weil hier Stimme hin soll als Beispiel. Und natürlich muss alles nochmal brutal gezerrt und verstärkt werden. So spielen wir auch unsere Sachen ein. Wenn ich eine Melodie einspiele, mache ich das maximal dreimal und eine davon wird es. Wir haben damit einen Ansatz wie früher Musiker Jazz-Alben aufgenommen haben, nur eben adaptiert auf die aktuelle Zeit. Zweite Bedingung: es wird nichts quantisiert, Punkt. Was relativ absurd klingt für eine Synthwave-Band, aber das muss so sein. Wir machen Musik, keine Roboter.

VIRUS:

Zu einzelnen Songs gibt es auch sehr aufwendige Videos. Wer hat sie gestaltet und hättet Ihr nicht auch mal Lust, einen ganzen Film mit einem Soundtrack zu unterlegen?

Otto:

Wir sind ja in der glücklichen Lage fast alles selbst machen zu können. Wir sind beide Filmemacher und Regisseure – das Mu-sikvideo zu „Legends of the Night“ haben wir zusammen rea-lisiert. Bjørn hat es gedreht, ich hab den Schnitt und die Post-Produktion gemacht. Die anderen Videos sind auf meinen Mist gewachsen … ich finde einfach, dass das visuelle sehr sehr wich-tig ist bei unserer Musik.

Bjørn:

Einen Film mit einem Soundtrack zu unterlegen wäre ein Traum, hoffentlich ergibt sich etwas in die Richtung! Wir haben auf je-den Fall Bock und arbeiten bereits jetzt sehr szenisch mit viel Story. Wir arbeiten auch an einem Comic für das nächste Album mit einem italienischen Zeichner. Ich würde sehr gerne ein Buch zu Diamond Kobra schreiben, habe auch die ersten drei Kapitel und den Plot im Kopf ausgearbeitet, aber das wird noch dauern, haha!

VIRUS:

Acts wie Carpenter Brut und Perturbator spie-len auch live, wäre das auch für Euch eine Option?

Bjørn:

Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Wenn, dann nur mit Bühnenshow, Mädels in Kostümen on Stage und schlimmen Pryoeffekten, also wirklich Abriss. Und ich würde auch nicht einfach das Album bolzen, sondern live spie-len wollen. Derzeit kann ich mir das nicht vorstellen, wir sind beide nicht heiß darauf und wollen einfach nur geile Musik machen. Ich habe mir das bereits ein paar Mal vorge-stellt, aber zeitlich ist das wirklich schwierig. Frag nach dem nächsten Album nochmal.

Otto:

Sehe ich ähnlich. Wir wurden von den beteiligten Musikern schon des Öfteren gefragt, ob wir das Ganze auch mal auf die Bühne bringen wollen. Wir haben die Leute im Team, die das Know-how dafür haben. Kann ich mir generell vorstellen, aber nur wenn das Setup stimmt – wir brauchen eine riesige LED-Wand für die Projektionen, eine fette Light-show usw., damit es kickt und nicht völlig öde daherkommt.

VIRUS:

Was habt ihr für die Zukunft in petto?

Bjørn:

Das drittes Album ist bereits in der Pipeline, danach machen wir, wenn der Produktionstermin für das Vinyl steht, das nächste Ding. Wir haben noch viel zu erzählen und wollen einfach Spaß an der Mucke haben und Leuten die geilste Autofahrmucke des Universums liefern. Das Buch über Quaid und Diamond Kobra zu schreiben, wäre ein Lebenstraum.

Das Interview führte Marcus Menold

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